REVOLUTION DADA zelebriert die provokante und innige Macht der Sprache, Wirklichkeiten zu erzeugen.
Begleitet vom Klang einer Paetzold-Blockflöte entwickeln fünf Darsteller ein ironisches, körperlich herausforderndes, visuelles Spektakel, das die heutige Welt in ihrer ganzen Schönheit, ihrem Horror und ihrer Komplexität zu beschreiben versucht. Seine Revolution ist einfach und intim. Seine Revolution bekämpft die Isolation des Einzelnen. Vorsichtig austariert zwischen amüsant und gar nicht lustig bringt sie die überwältigende Weite der Sprache auf eine menschliche Ebene. Es entsteht eine Collage aus faszinierenden Bildern in einem anarchischen, aber stark poetischen Performance-Stil. Im besten Fall lässt sich das Stück als eine Art Katastrophen-Schwank beschreiben.
Zu Beginn des Stückes wird das Publikum von einem Erzähler begrüsst, der ihnen sprichwörtlich den „Tod des Autors“ verspricht:
„Wir haben beschlossen den Autor umzubringen, der Schöpfer ist tot. Wir haben keinen Führer. Es wird unsere gemeinsame Aufgabe sein, aus diesem unberechenbaren Porträt, ein Bild zusammenzufügen das Ähnlichkeit mit der Welt hat. Jeder von euch ist Autor*in. Dieses Stück, in seinen zahllosen Variationen, gehört euch. Ohne euren Kosmos wäre dieses Stück unvollständig.“
Die Bühne mit ihrer grossen schwarzen Wandtafel, wirkt wie eine immaterielle Umarmung auf das Publikum. Das Stück beginnt mit dem Buchstaben (A)BSENCE. Der Raum ist pechschwarz. Aus der Leere ertönt ein Geräusch. Ein neues Wort wird auf die Wandtafel geschrieben: (B)EGINN. Die alphabetische Reihenfolge verspricht von A bis Z zu führen, aber stattdessen springt das Stück unberechenbar hin und her.
Von da an nimmt die Performance das Publikum mit auf eine halluzinatorische Reise, die sich in einer Reihe von acht Kapiteln auflöst. Jeder Schritt wird in der Tafel vermerkt. Im Verlaufe des Stückes füllen die Wörter die Lücken zwischen den einzelnen Buchstaben und es füllt sich eine Wandtafel mit „normalerweise“ unaussprechlichen, undenkbaren, dringlichen Worten – es bildet sich ein kitzelndes Vokabular, das als Bedienungsanleitung das Stück durchzieht und die Elemente miteinander verwebt. Wir begegnen – in Wort, Bewegung, Tanz und Klang – Begriffen wie: Identität, Feind, Trans, Toleranz, Virus, Atem, Stille, Intimität, Eros, Erosion, Wut, Angehörigkeit, Schmetterling, Schwachheit, Orgasmus, Alterität..
Die ROTES VELO Kompanie entwickelt und erforscht innovative Wege, um die Grenzen von Tanz, Musik und Theater zu verwischen. Ihr Credo ist: Kein Tanzschritt ohne Theater und kein Theater ohne Bewegung. Jedes Stück ist von neuem eine Gelegenheit einen Blick auf die Widersprüche zu werfen, die uns menschlich machen.
Die ROTES VELO Kompanie wurde von Exequiel Barreras, Emilio Díaz Abregú und Hella Immler in St.Gallen gegründet. Seitdem hat die Kompanie mehrere Produktionen realisiert, die in der Schweiz, in Liechtenstein, Polen, Portugal, Spanien und Argentinien gezeigt wurden. Seit ihrer Gründung basiert ihre laufende Praxis auf der Entwicklung von Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit, Erforschung und Entdeckung innovativer Wege, um die Grenzen zwischen Tanz, Musik und Theater zu verwischen. So war der 40-minütige Dokumentarfilm „Tanz im Alter“ der erste Versuch der Kompanie, das Kino als Sprache zu nutzen.
Bislang haben mehr als fünfzig Künstler aus siebzehn verschiedenen Ländern mit dem ROTEN VELO zusammengearbeitet, um Werke zu schaffen, die stets darauf abzielen, kritische und konzeptionelle Ideen auf eine zugängliche, sogar unterhaltsame Weise zu vermitteln.
Im Jahr 2016 wurde die ROTES VELO Kompanie von der Stadt St. Gallen «für die Entwicklung und Realisierung von neuen, anspruchsvollen und qualitativ hochstehenden Projekten» ausgezeichnet. Sowohl die positiven Reaktionen des Publikums als auch die grosszügige Unterstützung durch Stiftungen und Kulturförderer haben dazu beigetragen, den Umfang der Kreationen weiter auszubauen.
TEAM
Künstlerische Leitung: Emilio Diaz Abregu, Exequiel Barreras Musikalische Leitung: Marie Delprat Performer: Yannick Badier, Marie Delprat, Viva Foster, Petr Nedbal, Jack Widdowson Ausstattung: Emilio Diaz Abregu Mitarbeit Ausstattung: Flavia Somalvico, Kim Zumstein Produktionsleitung: Jacques Erlanger, Hella Immler Produktion: Rotes Velo Kompanie/ 2018